TRAVEL-DREAMS

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Große Persien-Rundreise

von 10.05.1996 bis 29.05.1996

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8. Tag: Shiraz - Stadt der Rosen und Dichter

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Der Tag ging ja gut an, statt bequem abzufahren, mußten wir erst einmal unseren Schafwagen aus dem Hotelgarten bugsieren. Die Kurve in Auffahrt zum Hotel war so eng, daß nicht einmal die Spezialkupplung des Rotelbusses ausreichte. Aber es waren ja leuter starke Männen dabei, so daß dies ein leichte Übung war. Es zeigt aber, daß man auf Rotel-Reisen auf alles gefaßt sein muß. Nach einem letzten Blick auf die Ruinen von Persepolis fuhren wir in südlicher Richtung davon, immer tiefer hinein in das Zagros-Gebirge. Auf der gut ausgebauten Straße kamen wir schnell voran und so erreichten wir nach kurzer Zeit die Stadt Shiraz. "Der Besucher vergißt seine Heimat, wenn er Shiraz im Mai sieht" soll der Dichter Saadi im 13. Jahrhundert gesagt haben. Es war Mai und wir waren gespannt ob er recht hatte.

Durch das Koran-Tor nach Shiraz

Die Straße führt durch einen Einschnitt in den Bergen hinunter in die Ebene mit der Stadt. Das erste was man erblickt, ist das Allah-Akbar-Tor, oder Korantor, weil im Fundament ein Koran eingemauert sein soll. Leider ist das Orginaltor aus dem 9. Jahrhundert 1935 abgerissen worden, wurde aber 1960 wieder orginalgetreu aufgebaut.

Shiraz liegt in einer Oase ca. 1.600 m über dem Meer. Die Hauptstadt der Provinz Fars hat inzwischen fast 1 Mio. Einwohner und ist eine der ältesten Universitätsstädte der Welt. Der Qualität des Weines, der seit 1979 nicht mehr hergestellt werden darf, war über Jahrhunderte ein Markenzeichen der Stadt. Erst Mitte des 7. Jahrhundert begann der Aufstieg der Stadt, nachdem das muslimische Heer sich hier auf die Eroberung der damaligen Hauptstadt Istakhr vorbereitete. Unter den Saffariden, die die die Stadt im 9. Jahrhundert zu ihrer Hauptstadt erkoren hatten wurde die Freitagsmoschee gebaut, die noch heute erhalten ist.

Saadi - der Volksdichter

Im 13. und 14. Jahrhundert wurde Shiraz zur Dichterstadt. Saadi wurde hier im Jahre 1184 geboren und starb im Alter von 108 Jahren. Er gilt als der volkstümlichste Dichter des islamischen Orients. In seinen Gedichten, die häufig die Liebe zum Thema haben, geht es aber auch um opulente Weingelage, was so überhaupt nicht zu den heutigen isalamischen Verständnis passen. Sein Grabmal wurde erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts gebaut. Neben dem Sarkopharg gibt es auch eine Bibliothek und eine unterirdische Quelle, die gefaßt wurde und in der sich viele Fische tummeln.

Hafez - der Goethe beeinflusste

Ein weiterer berühmter Dichter ist Hafez, der bis zu seinem Tod im Jahr 1390 in der Stadt lebte. Hafez war auch der persische Dichter, der Goethe zu seinem "west-östlichen Diwan" inspirierte, den er 1819 im Alter von 70 Jahren geschrieben hatte. Das Mausoleum des Dichters liegt in einem wunderbaren sehr gepflegten Rosengarten, der zum Verweilen einläd.

Der Grabpavillion selbst stammt aus den 50er Jahren. Die acht Säulen tragen eine Kuppel, deren Decke mit Fliesen verziert ist. Der Sarkopharg aus buntem Marmor ist mit Gedichten des Dichters verziert. Wir sahen Iraner, die sich dem Grab näherten, als ob es ein Heiligengrab wäre. Sie knieten sich vor den Sarg hin und berührten ihn beinahe erfürchtig.

Unter Maulbeerbäumen und den Säulenarkaden, die Schatten spenden, halten sich viele Menschen auf, wie die junge Mutter mit ihrem Kind auf dem Foto.

Shah-Tschergah Mausoleum

Von den Grabstätten der Dichter führte unser Weg vorbei am Vakil-Basar, der über eine 800 m lange gedeckte Einkaufsstraße verfügt. Unser Ziel war das Shah-Tschergah Mausoleum, die wichtigste Moschee der Stadt. Shah Tscheragh war ein Bruder des berühmten Imams Reza, der in Mashad begraben liegt. Shah Tscheragh heißt übersetzt 'König des Lichts' und starb 835 n. Chr. den Märtyrer-Tod. Nach einem Erdbeben wurde der Gebäudekomplex im Jahre 1834 vollständig neu errichtet. Typisch ist, die zwiebelförmige Kuppel, die noch aus dem 14. Jahrhundert stammt. Für die damalige Zeit war der Bau einer solchen Kuppel eine ungeheuere architektonische Leistung, da es sehr schwierig war, den bei dieser Kuppel enormen Überhang herzustellen. Solche Bauformen gibt es außerdem nur in Buchara und Samarkand. Die Außenseite der Kuppel ist mit bunten Fayencen geschmückt, die über die Jahrhunderte ihre Leuchtkraft nicht verloren haben. Das Portal und die Innenräume sind über und über mit Spiegelstalaktiten und Mosaiken geschmückt, die die Bedeutung des Namens 'König des Lichts' unterstreichen. Wer zur damaligen Zeit aus der Wüste nach langer Reise in die Oase kam und diese Moschee erblickte, muß noch viel mehr beeindruckt gewesen sein als wir. Auf jeden Fall hatte hier nicht nur ich das sogenannte 'Aaaha'-Erlebnis. Für die Besichtigung der Moschee, was nur außerhalb der Gebetszeiten möglich ist, müssen die Damen zusätzlich zu den Kopftücher Tschadors tragen, die am Eingang zu bekommen sind. Man sollte sich auch bewußt sein, daß es keine normale Moschee ist, sondern ein Heiligtum der Gläubigen und sich entsprechend unauffällig verhalten.

Zu Beginn der Gebetszeit verliesen wir die Moschee. Wir spazierten zur alten Freitagsmoschee, die Masdsched-i Djame Atiq. Von den 875 n. Chr. erbauten Gebäuden ist nur wenig erhalten. Das meiste was heute zu sehen ist, stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt auch das Gebäude in der Mitten des Hofes, das Khoda Khaneh (Haus Gottes), das der Kaaba in Mekka nachempfunden wurde, aber auch einem zazathustrischen Feuertempel gleicht. Früher wurde in ihm der Koran aufbewahrt und somit war es das Allerheiligste. Auch diese Moschee ist mit parchtvollem Kachelschmuck verziert, der aus dem 14. Jahrhundert stammt.

Zittadelle und kleine Gassen

Der Weg führte uns weiter zu einer Zittadelle im Zentrum der Stadt. Eigentlich sieht der riesige Gebäudekomplex aus wie eine Festung, so wuchtig ist es. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde von Karim Khan Zand erbaut, der Shiraz wieder zum Aufblühen brachte. Leider konnten wir die Zittadelle nicht von innen besichtigen und so hatten wir etwas Zeit, die jeder für sich nutzen konnte. Uns zog es in die kleinen Seitengassen, wir wollten sehen, wie abseits der Hauptstraßen aussieht. Durch ein Gewirr von Gassen kamen wir schließlich an einem kleinen Basar heraus. Die Leute waren scheinbar erstaunt, gerade hier Ausländer zu sehen. Aber wie schon so oft war der Kontakt schnell hergestellt und wir mußten die unterschiedlichsten Lebensmittel testen. Von ein paar der sehr gut schmeckenden Früchte weiß ich bis heute nicht wie sie heißen. Leider mußten wir zurück zum Treffpunkt und da wir nicht wußten, wie weit der entfernt war, wollten wir uns beeilen. Da kam ein junger Perser mit seinem großen Chrysler Jeep und nahm uns mit. Es dauerte zwar bis wir ihm unser Ziel vermitteln konnten, er sprach keinen Ton Englisch, aber wir kamen rechtzeitig an. Der Jeep war eine echte Seltenheit und sicher enorm teuer, auf der ganzen Reise haben wir kein weiteres Auto dieses Typs gesehen. Er fuhr dann noch die Straße ein paar mal auf und ab und winkte und hupte uns zu. Ein nettes Erlebnis.

Bagh-e Nazar Garten

Ein Stück von der Zitadelle entfernt besichtigten wir das Pars-Museum im Bagh-e Nazar Garten. Das Gebäude ist der frühere Gartenpavillion von Karim Khan Zand. Das an der Außenfasade mit Fliesen verzierte Haus ist achteckig und man gelangt über ein schmales Portal ins Innere. Der Innenraum ist mit sehr schönen Deckendekorationen ausgestattet und man kann Ausgrabungen aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., wertvolle Korane, Handschriften, Keramiken und Mosaike bewundern. Da das Museeum nicht sehr groß ist, hatten wir genug Zeit uns den Garten anzuschauen. In der Hitze des Tages war es hier angenehm kühl und eigentlich hätten wir es den Rest des Tages ohne Probleme in diesem wunderschön angelegten Garten aushalten können.

Bagh-e Eram - der Botanische Garten

Aber wir marschierten zurück zum Bus, mit dem wir zu unserer letzten Station in Shiraz fuhren. Wir erreichten den Bagh-e Eram Garten, der heute ein botanischer Garten ist. Auf dem Gelände befindet sich ein alter Palast aus der Kadscharenzeit, der heute die juristische Fakultät beherbergt. Es ist erstaunlich, mit welcher Blumenpracht die Oasenstädte in der persischen Wüste aufwarten. Ein wahrer Genuß nach den eher eintönigen langen Fahrstrecken durch die Wüste. Man kann sich richtig vorstellen, wie sich die Reisenden der Karawanen gefreut haben müssen, wenn sie nach tagelangen Märschen in eine solche Stadt kamen. Wir nutzten die Gelegenheit und erkundeten noch die umliegenden modernen Wohngebiete entlang der Bol. Bagh-e Eram Straße. Weil auch hier der Wohnraum knapp ist, noch dazu weil hinter der Stadtgrenze schon wieder die Wüste beginnt, baut man mehrstöckige Wohnhäuser. Es war also kein besonderes Erlebnis hier herumzulaufen und wir kehrten in den Garten zurück. Kurze Zeit später ging es weiter.

Auf nach Firuzabad

Das letzte Stück der heutigen Strecke führte uns nach Süden hinein in das Zargos-Gebirge. Am späten Nachmittag erreichten wir Firuzabad, das in einer fruchtbaren Hochebene liegt. Es dauerte nicht lange, bis am Zaun des Hotels die ersten Schaulustigen auftauchten. Es war das erste mal, dass wir mit dem Rotel-Bus solches Aufsehen erregten. Wir wußten da noch nicht, dass das noch relativ wenige Menschen waren, im Vergleich zu den Städten in der Wüste Lut. Nachdem wir den Schlafwagen für die Nacht aufgebaut hatten, machten wir uns zu zweit noch auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Wir sahen einen Hügel und stiegen hinauf, um von dort die Stadt zu überblicken.

Den FC Bayern kennt doch jeder

Zu unserer Überraschung fanden wir oben einen kleinen Platz mit einem Fußballtor. Bevor wir noch das erste Foto der Stadt machen konnten, waren die Kinder auch schon um uns und bombardierten uns mit Fragen. Die älteren konnten Englisch, das sie in der Schule lernten und wir gaben bereitwillig Auskunft. Wir erzählten, wie unsere Reiseroute durch den Iran aussah und woher wir kommen. Das wollten sie genau wissen und auf unsere Antwort, daß wir aus München kommen, ging es erst richtig los. Ob wir den FC Bayern kennen und den Franz Beckenbauer, den Mathäus oder den Klinsmann schon einmal gesehen hätten wollten Sie wissen. Wir waren völlig überrascht, aber die Jungs kannten fast die ganze Mannschaft mit Namen und alle behaupteten die größten Fans des FCB zu sein. Wir schafften es dann doch noch ein paar Fotos von der Stadt zu machen und natürlich wollten die Kinder auch auf den Bildern sein. Wir kehrten zum Bus zurück, das Abendessen war schon fertig und stärkten uns und gingen spät Abends schlafen.