TRAVEL-DREAMS

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Große Persien-Rundreise

von 10.05.1996 bis 29.05.1996

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10. Tag: Zagros-Gebirge - Salzseen und Feigenplantagen

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Heute hatten wir das längste Teilstück der ganzen Reise zu fahren. Nachdem wir unseren Bus fahrfertig gemacht hatten ging es in aller Frühe los. Obwohl es noch recht früh war, war es schon ziemlich warm und es war klar, daß im Lauf des Tages ordentlich heiß werden würde. Zunächst ging es zurück Richtung Shiraz, kurz vor der Stadt zweigten wir ab nach Osten. In der Nähe von Neiriz machten wir am Daryace-e Maharlu See eine kurze Pause. War in der Landkarte als großer See eingezeichnet ist, enthielt nicht erfrischendes Wasser, sondern war sehr salzig. Schon von weitem waren die Berge von Salz zu sehen, das aus dem See gewonnen wird.

Weiter ging es nach Sarvestan. Auf dem Weg dahin begegneten wir mehreren Nomadengruppen von Stamm der Gaschghai. Da die Männer mit den Viehherden unterwegs sind, bestanden die Gruppen hauptsächlich aus Frauen und Kindern. Die Angehörigen der Nomadenstämme haben sich das Recht bewahrt, ihre traditionellen Trachten zu tragen. Die bunten Kleider der Frauen sind im Gegensatz zu den eintönig schwarzen, grauen, dunkelblauen oder braunen Tschadors und Mänteln der iranischen Frauen ein schöner Kontrast. Dies gilt in noch größerem Maße in der meist eintönigen Wüstenlandschaft.

Sarvestan

In Sarvestan kamen wir am Grabmausoleum von Shaik Yussuf Sarvestanis vorbei, das im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Sarvestan ist unter anderem auch der Geburtsort des Begründers der Bahai-Sekte. Etwas außerhalb des Ortes gibt es ein sassanidisches Ruinengelände zu besichtigen, das aus den 5 Jh. n. Chr. stammt.

Eine Beinahepanne

Kurz vor Sirgan legten wir eine weitere Pinkelpause am Rande der Straße ein. Wir fuhren gerade wieder an, als der Bus wieder abbremste. Der Bus gab seltsame Geräusche von sich. Im hinteren Zwillingsreifen des Anhängers hatte sich ein größerer Stein eingeklemmt. Er war so fest zwischen die Reifen gedrückt, daß wir ihn nur mit Hilfe von Brechstangen zu dritt herausbekamen. Gerhard, unser Fahrer, und ich hebelten den Stein heraus. Um nicht mit voller Wucht umzufallen, wenn das Brecheisen herausrutschte, stütze uns ein weiterer Fahrgast. Es dauerte eine Zeit, bis wir den Stein heraus hatten. Wäre das nicht geglückt, hätten wir den Reifen abmontieren müssen und das hätte noch viel länger gedauert.

Mittagessen auf dem Land

In Neyriz hielten wir bei einem Lokal, in dem wir zu Mittag aßen. Wie in vielen kleinen Städten im Iran führt auch hier eine breite, vierspurige Straße mit Grünstreifen durch den Ort. Der einzige nennenswerte Verkehr sind die Lastwagen, die zum Teil durch die Dörfer rauschen, als wären sie auf freier Strecke. Zu Essen gab es die übliche Auswahl, die wir schon gewohnt waren: Lamm- oder Hühnerspieß mit Reis und Grilltomate, dazu Coka-Cola und Joghurt mit reichlich Zwiebeln. Es schmeckte gut, obwohl sich manche Mitreisenden mehr Abwechslung wünschten, aber die gab es nicht. Während die anderen darauf warteten, daß es weiterging, erkundeten wir noch die nähere Umgebung des Lokals. Es gab nichts besonderes zu sehen, aber man konnte ja nie wissen. Mittlerweile wurde es sehr heiß, was aber kein größeres Problem war. Der Bus hat zwar keine Klimaanlage, aber die Fenster können weit geöffnet werden. Klimaanlagen sind bei dieser Hitze eher schädlich, ein sicherer Weg um eine Erkältung zu bekommen.

Die Straße zerfließt

Auf einmal änderte sich das monotone Fahrgeräusch unseres Busses. Das Motorengeräusch wurde leiser, dafür war ein neues unbekanntes Geräusch hörbar. Langsam wachten alle aus ihren Mittagsschläfchen auf und beim hinausschauen aus den Fenstern merkte man, daß der Bus erheblich langsamer fuhr. Was war da los? Stau gab es keinen, dazu waren viel zu wenig Autos unterwegs. Ich stand auf und ging nach vor. Beim Blick aus der Frontscheibe traute ich meinen Augen nicht. Wir fuhren neben der Straße und sofort erkannte ich den Grund. Von der Mittagshitz war der Teer auf der Straße nicht nur weich geworden, sondern beinahe flüssig. Und das neue Geräusch war der Kies, der von den teerverklebten Reifen wegflog und an das Fahrgestell spritzte. Unter diesen Bedingungen kamen wir nicht mehr besonders schnell voran. An der Situation änderte sich die nächste Stunde kaum etwas. Da die Straße aber ins Gebirge führte und wir ständig höher kamen, wurde es mit der Zeit besser. Wir glaubten schon beinahe nicht mehr daran bis zum Abend die Strecke nach Kerman zu schaffen, aber dann konnten wir doch wieder normal fahren.

Wüstenblumen

Bei unseren Pausen konnten wir in der steinigen Wüste immer wieder wunderschöne Pflanzen finden. Bei unsere Ausflüge abseits der Hauptstraße waren nicht Bedingungen nicht immer besonders gut, obwohl die Straßen im Iran in der Regel in sehr gutem Zustand sind. Aber unser Bus war mit Allradantrieb ausgestattet und so waren auch Hindernisse wie das im Bild kein größeres Problem. Solche Situationen brachten Abwechslung in die teilweise monotone Fahrt durch die Wüsten. Auch unser Fahrer hatte Spaß bei solchen erschwerten Verhältnissen, konnte er da doch zeigen, daß er seion Fahrzeug beherrschte. Es war sowieso ein Wunder, mit welcher Ruhe er durch die Städte fuhr, obwohl er die Strecke genauso wenig kannte wie wir. Nur gut, daß die meisten Straßenschilder nicht nur in Farsi, der iranischen Schrift, sndern auch in lateinischen Buchstaben geschrieben sind. In der Gegend, die wir durchquerten gibt es viele Feigenbäume. Man kann nicht unbedingt von Plantagen sprechen, da die trockene Landschaft intensiven Anbau wie bei uns nicht erlaubt, aber selbst diesem Boden werden Erträge abgerungen. Da die Feigen nach wie vor mit der Hand geerntet werden, sind die Pflücker sehr lange unterwegs. Zwischen den Bäumen verstreut sind daher einfache Hütten zu sehen, die zum Übernachten und als Schutz vor der Mittagssonne dienen. Die Hütten sehen aus wir Zelte. Als Basis dient ein Ring aus Stein, über dem mit Balken eine Kuppel geformt wird. Das Ganze wird mit einem schwarzen Material gedeckt, von dem ich nicht herausfinden konnte, woraus es bestand. Entlang der Straße finden sich häufig einfache Hütten, in denen die frischen Feigen verkauft werden. Natürlich nutzten wir die Gelegenheit, einmal Feigen direkt vom Baum zu kaufen und ich mußte feststellen, daß die wesentlich besser schmecken, als die Feigen, die es bei uns hauptsächlich Weihnachten gibt. Außer den Feigen werden an den Verkaufsständen auch Pistazien und andere leckere Dinge angeboten.

Endlich Kerman

Je näher wir nach Kerman kamen, desto mehr veränderte sich die Landschaft. An Stelle der dünn bewachsenen Berge und noch dünner bewachsenen Ebenen traten jetzt riesige Felder. Auf den Felder wuchs aber kein Getreide, sondern es waren Büsche. Erst wußten wir nicht was hier angebaut wird, bei einem Halt konnten wir dann genau nachschauen. Es waren Pistazienbüsche in ungeheueren Mengen. Am frühen Abend erreichten wir dann doch noch unser Ziel. Wir waren in Kerman. Der Bus hielt im Garten des Akhavan Hotels, an dem wir die nächsten zwei Nächste bleiben würden. Zwei Nächte am selben Ort und auch noch vor einem recht guten Hotel. Die Gelegenheit nutzen wir. Ernst und ich mieteten uns ein Zimmer mit Dusche und richtigem Bett. Ich schlief zwar in meiner Koje im Bus ganz ausgezeichnet, aber ein Bett war doch willkommen. Ich nutzte die Gelegenheit ein paar meiner Kleidungsstücke zu waschen. Ich hatte zwar genug zu anziehen dabei, aber in der Witterung zeigte sich, daß bestimmte Kleidung einfach besser geeignet war als andere. Nach dem Abendessen machten wir einen Spaziergang rund um das Hotel. Eigentlich wollten wir in die Stadtmitte, aber da wir recht spät angekommen waren und wir ziemlich müde waren wurde daraus nichts mehr.